Sonntag, 22. Juli 2012

Fremder

Fremder, was siehst du, wenn du mir in die Augen blickst?
Fühlst du die Narben, die mein Herz zeichneten?
Hörst du die Worte, die mir bekannt vorkommen?
Sprichst du die Sprachen, die ich mir ausdachte?
Träumst du die Hoffnungen, die ich verdrängte?
Lauscht du den Liedern, die ich sang?
Weißt du um mich, die ich vor dir stehe?
Fremder, erinnerst du dich, dass wir einst nicht fremd waren?

Lasst mich am Leben

Ihr hört meinen zu schnellen Atem und fühlt meinen Puls, der nur weglaufen will. Ihr seht den goldenen, wippenden Punkt am Horizont. Es sind meine Haare, die der Wind verflechtet. Lasst mich laufen. Mein Blick ist auf das Ungewisse gerichtet, in meinen Ohren dröhnt das Leben, dass ich verschlingen will. Wo find ich mich? Lasst mich hoffen. Ich folge dem Regen, der mir ins Gesicht schlägt und lebe von Bäumen, die meine Himmel erweitern. Lasst mich träumen. Mein Herz schlägt für glühende Freiheit und meine Glieder ziehnen mich weg von dem, was ich für Heimat hielt. Lasst mich atmen. Wenn ich umkehre, kann ich dann noch mich nähren, von dem was ihr mir anbietet? Die Sonne perlt auf meiner Haut, ich will nicht stehen bleiben, noch umkehren. Lasst mich fühlen. Lasst mich am Leben, lasst mich endlich gehen.

Ich bin das kleine Blatt

Ich bin das kleine Blatt, das der Baum nicht mehr halten will und das langsam auf die Wasseroberfläche zusegelt. Das Wasser ist so kalt, ich friere. Es berührt meinen Blätterrücken, die Wellen schlagen hart dagegen. Mir wird übel. Ich finde keinen Halt. Das Wasser ist zu weich, es hält nicht und doch gehe ich nicht unter. Wäre es nicht angenehmer es würde mich nach unten ziehen, wie die festen Steine? Und mir die Luft nehmen und mich am Grund welken lassen? Oh, ich bin ja ein Blatt - brauch ich denn Luft, kann ich am Grund überhaupt welken?

Sonntag, 1. Juli 2012

Gespräch mit dir - also doch Monolog

Stehest du neben mir, würde ich dich anlächeln und dabei meine Tränen wegwischen. Ich würde dich in den Arm nehmen und gepeinigt deinen Duft wiedererkennen; würde gewaltsam Erinnerungen unterdrücken und dir sagen, wie schön es sei dich wiederzusehen. Dabei würde ich das schmerzliche Bewusstsein, dir nichts mehr zu bedeuten, unterdrücken. Und ich möchte dir so viel sagen, was du nicht verstehen würdest. Oh, wie sehr wünsche ich, du verstehest. Oder du müsstest nicht einmal verstehen, du solltest nur sehen und fühlen, was ich fühle.
Wieso muss ich alleine durch den Regen wandern? Wieso bin ich gezwungen meine Gefühle in Worte zu fassen, um dich verstehend, fühlend oder doch nur sehend zu machen? Wieso ist es mir nicht erlaubt dich an der Hand zu nehmen und über die orangegetauchten Felder zu laufen? Wenn ich träume sehe ich zwei Gestalten. Die eine erzählt und die andere saugt verzaubert diese neue Welt der Erzählungen in sich auf. Könnte ich dich einmal so fesseln, dir einmal die Regenbogenfetzten an sterilen Schulwänden und die rosa Bänder am Horizont zeigen. Könnte ich dir mit verwirrenden Worten erklären, würdest du unverwirrt verstehen. Sehest du mich einmal so, wie ich dich sehend machen möchte. Würdest du einmal noch den Willen finden mit mir zu sprechen. Und die Geduld haben mir zu lauschen.
Ich weiß nicht, wie lange ich noch lügen muss bis der Schmerz tatsächlich gegangen ist. Sehr lange, denke ich.
Weißt du, nicht die Tatsache des Ungeliebtsein, quält mich so. Du hattest vermutlich recht. Du würdest meine Worte nie entwirren können und ihnen nie den Sinn entnehmen. Langsam wird mir klar, dass ich mich irrte. Wie konnte ich nur glauben, wie konnte ich nur so sehr hoffen?
Man darf aber nicht verlangen verstanden zu werden, wenn man ist wie ich. Solche Menschen besitzen kein Recht darauf. Wir werden uns auf ewig in unsere Künste flüchten, um Realität nichtig zu machen und Antworten zu suchen, deren Fragen nicht einmal gestellt sind. Manchmal wünsche ich mir, jemand würde das hier lesen und mich endlich sehen und lauschen wollen. Ja, ich weiß es ist eine lächerliche Utopie, weil sie nie, nie die Fähigkeit dazu besitzen würden. Für eine Zeit dachte ich, ich wär nicht allein, du wärst der erste gewesen, den ich herumführen könnte. Nun weiß ich, es war ein Irrtum, verzeih mir bitte.
Wie sehr, wie sehr wünscht ich jemand würde lesen, für einen Moment inne halten und begreifen, was meine Worte ihm sagen möchten.

also falle ich

die Wand drückt hart gegen
meinen Rücken sie ist aber
nur Rauch ich kippe während
ich falle erinnere
ich mich dass du nicht da
sein wirst um mich
aufzufangen nachdem ich
schon gefallen bin wenn
ich meine Augen schließe weil die
Luft um mich so drückt hoffe ich
deine Hand wird nach mir greifen aber
sie greift mich nicht also
falle ich


[S<3]