Samstag, 22. September 2012

Verstehst du - oder liest du nur?

Geronnene Tränen trocken auf ihrer Brust. Staubige Jazzmusik schleppt sich bis auf den Balkon, wo sie umhüllt von tiefer Nacht sitzt. Die Gedanken schweifen von dem Blatt Papier auf ihrem Schoss ab, sie wippt unruhig mit dem Stift in ihren Händen. Sie fasst sich selbst nicht mehr. Ihre Gedanken verlaufen sich, sie sehnen sich nach dir. Die Musik im verblassten Hintergrund schwenkt um. Sie kennt da
s Lied, weil du es ihr gezeigt hast. Euer Lied brennt sich auf das Papier, ohne Mühe ihrerseits. Der Stift speit die Worte aus, die das Lied in ihrem Inneren bedeuten. Es ist geschrieben, was sie schreiben wollte. Und doch bedeutet dies alles ganz anderes, als du jemals daraus lesen wirst. Sie steht auf und lässt das Papier und den Stift ruhen. Das Lied läuft weiter im farbigen Hintergrund. Verstehst du ein Wort, das auf ihrem Papier zu sehen ist?
Oder liest du nur, was sie schrieb?

Freitag, 21. September 2012

Ihr sehnlichster Wunsch

Am Horizont läuft dieses kleine, verärgerte Mädchen und es kümmert sie nicht, dass du sie liebst. Auf ihrer himmelblauen Weste fehlen nur die Wattewolken. In ihren Augen glänzt das letzte Licht der Sonne, du deutest es als Fröhlichkeit. Die tiefgrünen Wiesen fressen sich voll Orange und sie beugt sich zurück, der Rücken gestützt vom runden Sonnenballen. Du sagst, Extase sei alles was sie braucht, aber weißt du was Extase in ihren Augen bedeutet? Gott, sie liebt es am Leben zu sein und zu fühlen. Denn in ihrer Welt ist alles echt und alles hält. Nichts ist zu schnell.
Der Himmel lächelt auf sie herab, denn sie strahlt ihn an. Du weißt nicht, wie das geht? Hat sie dich denn nie so angelächelt? Sie muss, denn du sagst du liebst ihre Art zu fühlen. Du kennst ihre Art zu fühlen aber nicht wirklich.
Ihre Wirbelsäule droht zu brechen, denn sie beugt sie so weit nach hinten. Bedächtig richtet sie sich wieder auf und lehnt die Finger an die von Sonnenlicht liebkoste Wange. Sie weiß ihr Körper ist nicht stark, doch ihre Welt wird - wider deinem Glauben - niemals einstürzen.
Deine Stimme sagt ihr, sie sei eingebildet und sie legt den Kopf in den Nacken und strahlt den Himmel noch mehr an.Was du sagst, dringt nicht in den großen Apparat, den sie sich gebaut hat. Auf dessen Leinwand sie ihre Spiele spielt. Liebe, Sex und Einsamkeit, glaub mir sie nimmt sich was sie braucht, und lässt auch den Rest nicht zurück. Die Welt, von der du glaubst das Mädchen würde darin untergehen, ist in Wahrheit ihr Spielplatz. Oh mann, du bist blinder als sie eingebildet!
Keine Angst, du wirst nicht der sein zu dem sie rennt, dem sie ihre bitteren Pillen in den Rachen stopft. Denn sie kennt niemanden, der ihre Art der Extase teilen kann. Und Extase ist ja alles was sie braucht. Du liebst sie noch immer und es kümmert sie nicht.
Sie läuft den Weg zurück im untergehenden Licht. Sie wirkt so glücklich, siehst du? Und das ist sie auch in den Momenten, in denen sie inne hält um Extase zu erfahren. Denn Extase ist alles was sie braucht.
Du sagst, du liebst ihre Sünden, doch du siehst nicht, siehst nicht die Leinwand vor der sie steht. Die Sünden sind gemalt, sind nicht die ihren.
Im Apparat kauert sie sich nieder. Hast du gedacht, es kümmert sie gar nichts? Oh mann, wie blind du bist! Das was sie fürchtet ist ihr sehnlichster Wunsch und doch - es lässt sich vereinen! Aber nicht du, denn du bist wie die Welt. Bist ein Teil ihres Spielplatzes. Und sie will heute nicht, dass die Welt sie sieht, weil sie glaubt, sie würde nicht verstehen.
Ihr Leben fühlt sich wie ein Film an und manchmal blutet sie gerne, nur um zu wissen, dass sie noch atmen kann. Wieder sehnt sie sich nach Extase, denn Extase ist alles was sie braucht. In ihrer Welt ist nichts zu schnell, denn was du meinst, ist alles nicht wahr. Sie belügt sich aber nicht. Denn ihre Welt ist das nicht.
Du bist wie die Welt.
Und sie möchte nicht, dass die Welt sie sieht, weil sie glaubt, sie würde nicht verstehen.
Wenn alles gemacht wurde um zu zerbrechen, will sie ihm zeigen wer sie ist.
Sie möchte ihm zeigen, wer sie ist.
Sie möchte ihm zeigen, wer sie ist.
Aber nicht dir, denn du bist wie die Welt. Und die Welt, dass weiß sie, kann ihr keine Extase geben. Und Extase ist alles was sie braucht.
Sie ist nicht verliebt, aber sie wartet.
Was sie fürchtet ist ihr sehnlichster Wunsch.
Sie möchte ihm zeigen, wer sie ist.
  

Basierend auf den Liedtexten zu "Iris" und "Big Machine", beide von "The Goo Goo Dolls"!